Der kopflose Reitersmann und der Geisterarm (Schottland)

 Der kopflose Reitersmann und der Geisterarm (Schottland)

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Ein unheilvollbringender Geist oder zumindest das, was von ihm übrig ist. Dieser Geist bzw. die nun erwähnte Erscheinung ist eher ungewöhnlich in diesem sowieso schon undurchsichtigen Thema. Das ruht daher, da sich hierbei lediglich ein Arm zeigt. Der restliche Körper des Geistes ist also nicht zu sehen. Dieser Arm zeigt sich nur der Familie MacKenzie, welche ihren Ursprung in Schottland hat und begleitete die Familie weit bis ins 20. Jahrhundert hinein. Außerdem zeigt sich dieser Arm auch nur, wenn etwas Schreckliches bevorsteht, wie ein Tod oder ein Unfall. Sie stellt also eine Art Warnung oder Prophezeiung da. Durch Erzählungen, welch das Aussehen des Armes betreffen, schloss man, dass es sich um einen weiblichen Arm handelt musste. Lange Fingernägel, schlanke Finger und eine schlanke Hand lassen dies vermuten. Der Arm ragt dabei immer aus der Wand hervor oder von der Decke herab. Dies allein ist schon eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung, so empfinde ich.

Zu den nun folgenden Vorfall habe ich leider keine Namen oder ein Datum gefunden.

Eine junge Frau der Familie MacKenzie wachte eines Morgens auf, machte sich soweit fertig und verließ anschließend das Schlafgemach. Sie war gerade aus der Tür herausgetreten, als sie hinter sich ein lautes Krachen vernahm. Verblüfft drehte sie sich um und sah, dass ein schwerer Kerzenständer zu Boden gefallen war. Also machte sie wieder kehrt und hob diesen vom Boden auf. Noch während sie sich fragte, wie das passiert sein konnte, bemerkte sie eine weiße Hand, die aus der Wand ragte. Erschrocken trat sie ein paar Schritte zurück und beobachtete panisch, wie der Arm sich ganz langsam wieder in die Wand zurückzog. Augenscheinlich hatte die Hand also den Kerzenständer, welcher auf einem Tisch stand, der dann wiederrum an eben dieser Wand stand, umgestoßen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Die junge Frau wusste um dieses Phantom und seine Folgen und hatte deshalb nun große Angst um ihre Mutter. Den diese lag derzeit schwer krank im Bett. Doch wie durch ein Wunder erholte sich wieder und so schien es, als wäre doch noch alles gut gegangen. Hatte der Geisterarm sich vielleicht zum ersten Mal geirrt? Doch dem war leider nicht so, denn nur einige Tage später erhielten sie Nachricht, dass eine Cousine gestorben war. Der Arm blieb also auch weiterhin unfehlbar. 

Ein weiterer Vorfall, hierzu habe ich ebenfalls keine genauen Daten, ereignete sich sogar außerhalb der vier Wände, in einem Kino. Alle anderen Besucher konnten diesen natürlich nicht sehen. Der Schreck war groß und auch hier bestätigte sich die Prophezeiung, als einige Tage später ebenfalls eine Nachricht vom Tod eines anderen Familienmitgliedes eintrat. 

Denn es verstirbt nicht derjenige, welcher den Arm sieht, sondern ein anderes Mitglied der Familie. Von wem der Arm sein könnte, dass ist leider nicht überliefert. Doch warum zeigt sich hier lediglich der Arm einen verstorbenen Menschen und nicht der vollständige Körper? Kostet es dem Geist zu viel Kraft, ist es ein Fluch oder wurden die anderen Überreste des Körpers verbrannt?

Da nur Familienmitglieder der MacKensies die Erscheinung sehen können, kommt es mir fast wie ein Fluch vor als ein Segen. Jedes Mal nach Erscheinung ist ein Tod eingetroffen und konnte somit doch nicht verhindert werden. Demnach erscheint es wenig hoffnungsvoll. Vielleicht gibt es dennoch den Anlass, schon einmal Frieden zu schließen und sich vorher schon verabschieden zu können. Was meint ihr dazu?

Diese Erscheinung erinnert an den Reitersmann ohne Kopf. Auch dieses Phantom ist lediglich in Schottland vertreten und an den Clan der MacLaines gebunden. Die Mitglieder des Clans wohnten damals in Lochbuie und der nahen Umgebung. Der Geist tauchte nur des nachts auf und war auf einem gespenstischen Pferd unterwegs. Er war dem Clan gegenüber nicht freundlich gesinnt. Doch woher kommt dieses Phantom? Hierzu gibt es zum Glück eine entsprechende Überlieferung.

Bei dem Reitersmann ohne Kopf soll es sich um „Ewen mit dem kleinen Kopf“ gehandelt haben. Zu Lebzeiten entbrannte zwischen ihm und seinem Vater ein Streit, dessen Grund der Reichtum des Vaters war. Ewen gönntes es sein Vater nämlich nicht, dass er alles hatte was er selbst sehnsüchtig begehrte und dennoch nicht erhielt. 1538 war der Streit zwischen den beiden Parteien und ihren jeweiligen Anhängern, soweit entbrannt, dass sie gegeneinander in die Schlacht zogen. Dabei, man kann es sich vielleicht schon denken, enthauptet der Vater seinen Sohn. Seit dem, soll er des nachts immer noch in der Gegend, kopflos und zu Pferd, unterwegs sein, um die Seelen des Clans zu jagen.

Doch damit ist dieser Vorfall noch nicht beendet. Denn einen Tag vor der Schlacht, soll Ewen einer Waschfrau begegnet sein. Dabei handelt es sich um eine Sagengestalt, welche Vorhersagungen macht. Dieses alte Weib hockte an einem Bach und wusch allerlei blutige Kleidung. Ewen, ein vorlauter Bursche, fragte trotzig, ob sich seine Kleidung auch unter den blutigen Haufen Wäsche befand. Die Waschfrau bejahte dies und macht ihn jedoch ebenfalls eine hoffnungsvolle Vorhersage. Wenn sein Weib, morgen früh Butter auftischen würde, dann würde er die Schlacht überleben. Ansonsten würde er sterben. Am nächsten Morgen befand sich keine Butter auf dem Tisch und so witzelte Ewen noch, dass er wohl nun sterben müsste. Das Ende kennt ihr bereits.

Bei dieser Erscheinung handelt es sich sicherlich nicht um einen Segen. Doch für wen ist die ständige Widerkehr von Ewen schlimmer? Für den Geist selbst, der nie Ruhe finden wird oder doch für den Clan? Und was passiert, in beiden Fällen, sollte die Familie oder der Clan irgendwann doch mal vollkommen ausgelöscht sein? Hören die Erscheinungen dann auf? Können die Geister dann endlich Ruhe finden?

Carolina
16.06.2021

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