Vergängliches und verlorenes Wissen der Bibliotheken

 Vergängliches und verlorenes Wissen der Bibliotheken



"Wissen ist Macht!“. Diesen Satz hat jeder von uns schon einmal gehört und wir können behaupten, dass er zu 100% zu trifft. Nur die Person, die hinterfragt und weiß, weshalb manche Vorgänge und Gegebenheiten so sind, wie sie eben sind, kann sie maßgeblich verändern und für sich selbst und andere nutzen. In diesem Wort “Wissen“ steckt einer der Essenzen die Welt zum Besseren oder zum Schlechteren zu verändern. Kompetenz, wenn richtig eingesetzt, macht die Zukunft komfortabel. Es sei denn, man lebt unter der Geisel seines beschränkten Horizonts und bemerkt nicht, wie durch den eigenen Einfluss der Zukunft wichtige Chancen geraubt werden . Wissen war schon immer eine mächtige Waffe. Eine Waffe, die durch das Vergessen aber auch fragil sein kann, wenn sie beispielsweise in falsche Hände gerät.

Einer Rechnung zufolge sind nur noch ca. 7,5% angesammeltes Wissen aus der frühen Antike (1200 v. Chr.) bis zum Ende dieser (600 n. Chr.) übrig geblieben. Zwar ist das eine Zahl, die für diese Zeitspanne unter Berücksichtigung von Feldzügen wie auch anderen Unruhen dieser Epoche gar nicht niedrig erscheint, aber sicher ist: Das Wissen, was verloren ging, hätte den darauffolgenden Lauf der Zeitgeschehen, bis einschließlich heute, massiv verändern können. Daher sind die Geschehnisse, wie auch das Wissen, was unwiderruflich vernichtet wurde, einen Gedanken, wie auch diesen Bericht wert, den Sie gerade lesen oder hören. Stellen Sie sich nur einmal vor, was dieses Wissen, wäre es nicht verloren gegangen, für darauffolgende Generationen bedeutet hätte.

Machtgefüge wären anders gewichtet gewesen, Menschen, die in unserer Realität geboren wären, hätten nie existiert, Kulturen jeglicher Art hätten sich anders ausgerichtet und noch viele, viele andere Auswirkungen. Vieles wäre anders. Gleich wo Sie sich gerade befinden und darüber nachdenken, Sie würden höchstwahrscheinlich nicht einmal existieren in diesem Jetzt. Aber wir wollen uns keine Utopien oder Dystopien ausdenken, sondern uns damit beschäftigen, was für Wissen verschwand und weshalb. Die meisten Überlieferungen die es in unsere Zeit geschafft haben, wurden auf Siegel, Tontafeln, Gräbern oder gemeißelten Stein gefunden. Schriften in Form von Papyrusrollen und/oder Pergament wurden weniger ausfindig gemacht. Dies hatte seine Gründe. Die Menschen die damals gelebt haben, wussten schon zu dieser Zeit, dass Wissen und Spuren ihrer Kultur ein sensibles Gut war. Herrscher zu dieser Zeit, die eroberten und zerstörten, waren meist Opfer ihrer fanatischen, egoistischen Denkweise und zerstörten das, was vor ihrer Zeitrechnung erbaut wurde.

Im Fehlglauben sie würden ihre eigene Macht damit festigen, wurden Denker (heute vielleicht gleichbedeutend wie bekannte griechische Philosophen), Zeitzeugnisse und Erfahrungen jeglicher Art auf ewig vernichtet. Beispiele hierfür gibt es zur Genüge. Es beginnt eigentlich schon dort, wo Menschen begannen Schriftsammlungen in eigens errichteten Staatsgebäuden unterzubringen. Kleinere Kriege, wie im Antiken Griechenland, Mazedonien oder Ägypten brachten erste Schriften unwiderruflich zu Bruch. Kriegerische Auseinandersetzungen gestaltete man oftmals so, dass das Erbe des Verlierenden zerstört wurde. Alexander der Große, der zu den einflussreichsten Herrschern seiner Zeit gehörte, zerstörte auf seinem Feldzug durch Vorderasien sehr viele kulturelle Bauwerke wie auch Orte des Wissens. Die ärgste Tat wäre hier die fast gänzliche Zerstörung von Persepolis, die Hauptstadt des persischen Reiches. Das Behüten der Urschriften vor menschlicher Willkür gestaltete sich seit jeher als schwieriges Unterfangen.

Die Zerstörung der Bibliothek in Karthago durch die Römer fand 146. v. Chr. statt. Schriften und Bauten der Karthager und Phönizier gingen verloren. 47. v. Chr., als Julius Caesar Alexandria eroberte, zerstörte seine Kolonne bei einem Großbrand eine Vielzahl an Schriften. Nach seiner Aussage hätten dies die Einwohner der Stadt selbst zu verantworten. Alexandria, die eine sehr gut erhaltene Sammlung besagter Schriften besaß, erholte sich in den darauffolgenden Jahrhunderten etwas. Es wurde versucht Wissen wieder zu regenerieren und zu archivieren. Bis Omar, der dritte Kalif des Islam, ganz Ägypten ins Unheil stürzte. Nach Eroberung Alexandrias und der ägyptischen Provinz 636. n. Chr. ordnete er an, städtische Badehäuser mit Schriften zu beheizen, die die Ansichten des noch jungen Korans nicht teilten. Dies bedeutete vor allem Zerstörung von Urschriften wie auch andere Religionen der Frühantike. Dass unersetzbare Schriften durch religiösen Irrsinn zerstört werden, kommt aber in vielen religiösen Revolutionen vor. Auch die Christen der Frühzeit zerstörten im römischen Reich wie auch in Griechenland alte Schriftstücke, um den Anbruch einer neuen Zeit zu markieren. Überheblich und ein Irrtum obendrein.

Wie schon oben beschrieben versuchte man durch das Ausradieren älterer Kulturen seine eigene zu stärken. Dies hat aber nie gänzlich funktioniert. Schi Huang-ti hatte im Siegestaumel um die Vereinigung des chinesischen Reiches die Idee, dass die Zeitrechnung des chinesischen Kaiserreiches mit ihm begingen solle und nicht mit den vorherigen Reichen geringerer Lebensdauer. Bis auf medizinische wie auch technologische Dokumente der vorherigen Zeit, ließ er alles zerstören. Dies waren im Jahre 213. v. Chr. Schriften des Konfuzius, geschichtliche Ereignissen wie kulturelles Gut die ausgelöscht wurden. Das Vorenthalten solcher Schriften wurde mit dem Tode bestraft. Nur sehr, sehr wenige Schriften, beträchtlich der historischen Zeit vor Schi Huang-ti, sind übrig geblieben. Sein Ziel hat er allerdings nicht erreicht. Im Übrigen wurden auch aus Papierknappheit Schriftstücke radiert und neu beschriftet. Im Mittelalter war dies ein üblicher Vorgang. Aus heutiger Sicht eher unnütz.

Wer aber glaubt, dass die Menschen aus der Geschichte lernen, der irrt. Als die Spanier und Portugiesen Südamerika unterwarfen und diese Länder kolonialisierten, zerstörten sie gleich die Gesellschaftsstrukturen durch Unterdrückung, aber auch durch eingeschleppte Krankheiten, die es vorher nicht gab. Durch gottesfürchtigen Glauben wurden auch hier Schriftrollen verbrannt, um Platz für Neues zu schaffen. So dachten die Missionare, die es als ihre Pflicht sahen diese armen Einheimischen des Gebiets vor dem"Unheil" zu bewahren. In Wahrheit lösten sie damit die wahre Hölle aus, indem die Bevölkerung nicht nur ihr Land, sondern auch ihre Identität verlor. Auch in aktueller Zeit (2015) ist die Zerstörung kulturellen wie schriftlichen Erbes gang und gäbe. Selbstbetrachtung und realistische Zurechnungsfähigkeit kann man diesen Menschen nicht anerkennen. Alle sind sie Abbilder ihres Zeitgeistes. Manchmal revolutionär und neu, manchmal zerstörerisch wie grenz debil. Der Stein solcher Entwicklungen wird meist in der Vergangenheit gelegt. Bei dieser Betrachtung sind immer höhere Interessen wie stärkerer Kräfte schuld, die Mensch dazu bewegen so etwas zu tun.

Diesen kleine Ausflug in die Vergangenheit haben wir in einem eigenen Bericht zusammengefasst, um aufzuzeigen, wie viel Wissen in der Vergangenheit verloren ging. Möglich wäre es, dass es sich um Wissen gehandelt hat, welches Thesen zur Prä-Astronautik und andere Thematiken untermauert hätte. Oder Technologien (siehe: Bagdad Batterie, Mechanismus von Antikythera oder ähnliches) die einen Schub oder eine fundamentale Veränderung in der Menschheitsgeschichte ausgelöst hätten. Möglich ist alles, belegbar gar nichts. Vielleicht sollte der Mensch mal zur Abwechslung aus der Vergangenheit lernen.

Carsten
23.08.2015



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